Dass in Deutschland viel zu viele Lebensmittel auf dem Müll landen ist bekannt. Jedes Jahr kommen rund elf Millionen Tonnen, umgerechnet etwa 78 Kilogramm je Einwohner, zusammen. Gründe sind unter anderem: zu viel gekocht, gekauft oder ein abgelaufenes Mindesthaltbarkeitsdatum (MHD), was keinesfalls ein Wegwerfdatum ist. Es sagt lediglich aus, dass ein Lebensmittel bis zu diesem Datum Eigenschaften, wie Geschmack, Farbe oder Konsistenz behält, wie es zu dem Zeitpunkt des Verpackens der Fall war. Der Konsum ist in der Regel auch danach ohne Bedenken möglich. Lebensmittelverschwendung bedeutet gleichzeitig Ressourcenverschwendung. Je mehr produziert, verarbeitet und transportiert wird, umso mehr wird die Umwelt belastet, egal ob das Produkt letztlich verbraucht wird oder nicht.
Was hat das mit dem Offinger Bahnhof zu tun? Mit Unterstützung durch ein Förderprogramm des Bundeslandwirtschaftsministeriums soll das Gebäude wiederbelebt werden: als Ort für Coworking, eine Alternative zum Büro oder Home Office, als Treffpunkt für Vereine und Gruppen oder auch als ein Repair Café. Bei den vorangegangenen Überlegungen und Workshops mit Bürgerinnen und Bürgern war auch das Thema Foodsharing, vorwiegend in größeren Städten bekannt, zur Sprache gekommen. Foodsharing, zu Deutsch „Essen teilen“, ist eine Initiative, die sich für das Verteilen überschüssiger Lebensmittel und für deren Wertschätzung einsetzt. Getragen wird diese vom Verein Foodsharing e.V. – die Mitglieder arbeiten ehrenamtlich. Ein Vortrag von Heike Hoedt von Foodsharing Günzburg im Offinger Bahnhof gab vor kurzem Einblicke. „Wir bekommen Lebensmittel kostenlos und geben sie kostenlos weiter.“ Das kann sowohl auf privater Ebene geschehen als auch im gewerblichen Bereich, wo sogenannte „Foodsaver“, organisiert in Bezirken und Teams, nach festen Regeln bei kooperierenden Unternehmen, Supermärkten, Bäckereien bis hin zur Gastronomie überschüssige Lebensmittel abholen und anschließend bereitstellen. Das können gemeinnützige Einrichtungen sein oder auch sogenannte „Fair-Teiler“, öffentlich zugängliche Boxen oder Kühlschränke für gerettete Lebensmittel, an denen sich Personen frei bedienen dürfen.
Wäre so etwas eventuell auch im Offinger Bahnhof denkbar? Ein Raum des Gebäudes könnte untertags für Pendlerinnen und Pendler als Wartebereich und dabei in Verbindung mit Foodsharing, mit einem Kühlschrank und Regalen zur Verfügung stehen. Bürgermeister Thomas Wörz betonte: „Wir wollen unseren Bahnhof umnutzen – in welche Richtung auch immer.“ Foodsharing, Coworking, aber auch die Idee eines Repair Cafés – all das passe zu dem Nachhaltigkeitsbericht, den der Markt im vergangenen Jahr veröffentlicht habe.
„Lebensmittel retten am Offinger Bahnhof“, das wird ebenfalls Teil des Konzepts sein, wenn es in die nächste Phase geht: Einige der Teilnehmenden an dem Vortrag hatten noch am selben Abend ihr Interesse bekundet, ehrenamtlich in einem Team mitzuwirken. Weitere Interessierte sind willkommen und können sich unter www.foodsharing.de zum mitmachen registrieren.